Maligner Narzissmus-was ist das eigentlich?
Ein weiterer Begriff in der babylonisch anmutenden Wortvielfalt des Themas Narzissmus. Es wird ja noch unterschieden zwischen verdecktem malignem Narzissmus und grandiosem malignem Narzissmus. Aber bleiben wir hier einfach mal beim Begriff maligner Narzissmus, um die Sache nicht zu sehr zu verkomplizieren. Denn das maligne Verhalten beim verdeckten und beim grandiosen Narzissmus ist gleich.
Im Unterschied zu dem, was als „normaler“ Narzissmus verstanden wird, beinhaltet maligner Narzissmus bösartige und gemeine Elemente. Der maligne Narzisst ist eine Täterpersönlichkeit – ein Opfer, das anderen weh tut und welches die Grenze vom Opfer zum Täter überschritten hat.
So beschreibt Erich Fromm 1964 den bösartigen Narzissmus und nennt das Verhalten solcher Menschen prahlerisch, antisozial und feindselig.
Dann kam Otto Kernberg, einer der bedeutendsten Narzissmusexperten. Kernberg sagt in der Neuen Zürcher Zeitung: „Seine [des malignen Narzissten] Aggressionen äußern sich in einem erniedrigenden Verhalten. In seiner Paranoia projiziert er dieses Verhalten auf andere. Er glaubt, er stehe über dem Gesetz. Ihm fehlt ein moralisches Empfinden, er verhält sich antisozial, lügt und betrügt, um seine Großartigkeit zu schützen.“
Die Benennung des grandios-malignen Narzissmus durch Russ et al. erfolgte dann 2008.
Maligne Narzissten schrecken vor Gewalt nicht zurück, und haben oft Spaß daran, ihre Opfer zu quälen. Jegliches Mitgefühl ist ihnen fremd. Sie sind völlig skrupellos, lügen, betrügen, verletzen und manipulieren ohne Rücksicht auf Verluste.
So ist es nicht verwunderlich, dass Eigenschaften weiterer Psychopathologien wie beispielsweise Sadismus und ebenso Anteile der paranoiden, der dissozialen, zwanghaften und anderer Persönlichkeitsstörungen beim malignen Narzissten zu finden sind.
Die dunkle Triade der Persönlichkeit
Dieser Persönlichkeitstyp – eine Mischung aus (grandiosem) Narzissmus, Machiavellismus und subklinischer Psychopathie – wurde von den kanadischen Psychologen D.L. Paulhus und K.M. Williams 2002 das erste Mal beschrieben. Der Inhalt des Begriffs ist fast deckungsgleich mit der Bezeichnung maligner Narzissmus. Denn wir finden hier die Selbstüberhöhung des Narzissten, mit dem hintergründigen Anspruch, dass ihn alle zu bewundern haben, die eiskalte Manipulation des Machiavellismus und die Haltung des Psychopathen, der alle Menschen lediglich als Objekte betrachtet.
Die dunkle Tetrade
Noch so ein Begriff, der fast synonym mit dem Ausdruck maligner Narzissmus ist. Klar, der Weg von der Triade zur Tetrade ist nicht weit. Um es kurz zu machen: Die dunkle Tetrade ist die dunkle Triade ergänzt um den Faktor Sadismus. Es geht hier weniger um sexuellen Sadismus, der diagnostisch eine Störung der Sexualpräferenz und keine Persönlichkeitsstörung ist. Vielmehr geht es um den nicht sexuell motivierten Sadismus. Diesen beschreibt Erich Fromm beispielhaft in seinem Werk „Anatomie der menschlichen Destruktivität“ an der Person Heinrich Himmler, dem Reichsführer der Schutzstaffel SS.
In einer Beziehung mit einem malignen Narzissten
Maligner Narzissmus beim Beziehungspartner, egal ob männlich oder weiblich, ist so ziemlich das Schlimmste, was einem passieren kann. Man ist seines Lebens nicht mehr sicher, da ein maligner Narzisst keine Skrupel zeigt, den Menschen, dem er zu einem anderen Zeitpunkt die tiefste und aufrichtigste Liebe geschworen hat, psychisch und körperlich zu vernichten. Er empfindet dabei keine Skrupel und keine Reue. Wenn Sie also erkannt haben, dass ihr narzisstischer Partner maligne Anteile hat, dann sollten Sie sich wirklich retten. Maligner Narzissmus zeigt sich übrigens nicht nur bei Männern, sondern ebenso bei Frauen. Und laut Otto Kernberg ist Narzissmus bei Männern und Frauen gleich verteilt. Also auch maligner Narzissmus. Bei Männern, die malignem Narzissmus seitens ihrer sogenannten Partnerinnen ausgesetzt sind, ist das Schamgefühl größer – sie outen sich nicht so oft wie Frauen.
Wenn Sie also merken, dass ihr Partner ein maligner Narzisst ist, dann treffen Sie die Entscheidung, sich zu trennen. Nehmen Sie die Beine in die Hand, sonst geht es Ihnen echt an den Kragen. Doch die Trennung von einem malignen Narzissten muss gut vorbereitet werden. Sonst kann das ganze Unterfangen in einer Katastrophe enden.
Trennung von einem malignen Narzissten
Was müssen Sie beachten bei der Trennung von einem malignen Narzissten? Im Grunde sind die gleichen Punkte wichtig, die auch für die Trennung von „normalen“ Narzissten oder anderen toxischen Beziehungspartnern gelten:
Die Entscheidung
Fassen Sie den festen Entschluss, die Beziehung zu beenden. Vollziehen Sie die Trennung innerlich schon vor der eigentlichen Trennung.
Unterstützung
Suchen Sie sich jemanden aus Ihrem Freundeskreis oder der Familie, der zu Ihnen hält und Sie immer wieder an Ihre Entscheidung erinnert, für Sie da ist und Ihnen hilft. Suchen Sie sich Menschen, die Ihnen glauben und auf Ihrer Seite sind.
Grey Rock
Entziehen Sie sich dem Narzissten. Wenden Sie die Grey Rock Technik an. Seien Sie unbeteiligt in der Kommunikation, bieten Sie dem Narzissten keine Angriffsfläche. Lassen Sie sich nicht auf Diskussionen ein und parieren Sie Angriffe mit einem Schulterzucken, auch wenn es schwerfällt. Erklären oder rechtfertigen Sie sich nicht. Vermeiden oder verlassen Sie jede Konfliktsituation.
Geheimhaltung
Lassen Sie ihn nicht wissen, dass Sie sich trennen wollen. Das ist ganz wichtig. Sichern Sie ihr Handy, Ihre Email Postfächer, Ihre Konten vor dem Zugriff des Narzissten. Ändern Sie die Passwörter. Vorsicht bei einer gemeinsamen Cloud, in der Emails und gemeinsame Dokumente gespeichert sind. Holen Sie alles dort heraus was Ihnen nutzen kann und nutzen Sie die Cloud nicht mehr. Und: Er könnte Sie abhören.
Kein gemeinsamer Anwalt
Sollten Sie einen gemeinsamen Anwalt haben, suchen Sie sich ohne das Wissen des „Partners“ einen zusätzlichen Anwalt, mit dem Sie Dokumente und Verträge nochmal prüfen.
Keine Diagnose
Bezeichnen Sie ihn niemals als Narzissten oder beschreiben sein Verhalten als narzisstisch. Schon gar nicht vor Ämtern und Gerichten. Das schlägt auf Sie zurück.
Finanzen
Machen Sie sich finanziell unabhängig. Lassen Sie ihm nicht die Finanzhoheit über die Finanzen.
Selbstfürsorge
Fokussieren Sie sich auf sich selbst. Was sind Ihre Wünsche, Ziele, Bedürfnisse? Kümmern Sie sich um sich selbst.
Achtsamkeit
Entwickeln Sie Ihren inneren Beobachter und lernen Sie, zwischen Reiz und Reaktion einmal innezuhalten und die Reaktion selbst zu bestimmen. Machen Sie einen MBSR Kurs.
Brauchen Sie Hilfe bei der Trennung von einem malignen Narzissten? Wir von toxische-beziehung.de können Sie unterstützen. Kontaktieren Sie uns hier!
Das Foto Anaconda ist von Wampurik Gualinga, vom Volk der Kichwa aus Ecuador. Herzlichen Dank.