Toxische Beziehung weiß
Blog über Narzissmus in Beziehungen und Gesellschaft

Achtsamkeit und toxische Beziehung

Mit Achtsamkeit heraus der toxischen Beziehung

Wenn wir eine toxische Beziehung beenden und die dadurch erlittenen Wunden heilen wollen, ist Achtsamkeit, als aktiv angewendete Praxis, unerlässlich. Sie bildet auch eine Grundlage der Traumatherapie

In den letzten Jahren ist Achtsamkeit sehr populär geworden. So populär, dass schon vor negativen Folgen von Achtsamkeit gewarnt wird. Was für ein Quatsch. Jon Kabat Zinn hat mit seinem MBSR (mind based stress reduction) ein uraltes spirituelles Konzept säkularisiert und den Bedürfnissen des modernen Menschen angepasst. Mindfulness ohne Mind. Eigentlich ist Achtsamkeit die einzige spirituelle Disziplin, die Buddha seinen Mönchen vorgegeben hat. Achtsamkeit ist der Weg ins Nirvana, zur Erleuchtung. Buddha spricht ausführlich im Satipatthana Sutta darüber:

„Ihr Mönche, dies ist der direkte Weg zur Läuterung der Wesen, zur Überwindung von Leid und Wehklage, zum Beenden der Unzufriedenheit mit dem Sein, zur Erlangung des richtigen Weges, zur Verwirklichung der Erleuchtung, nämlich die vier Grundlagen der Achtsamkeit.

Die vier Grundlagen der Achtsamkeit sind die Betrachtung des Körpers und seiner Funktionen, der Gefühlszustände, die Betrachtung des Geistes, d.h. der Gedanken und der „Geistesobjekte“. Die Geistesobjekte sind alle Sinneswahrnehmungen, also das, was wir als äußere Welt bezeichnen. Denn im Buddhismus findet jede Erscheinung, derer wir gewahr werden, im Geiste statt…

Achtsamkeit als Methode in der Traumatherapie

Luise Reddemann hat Achtsamkeit in die Traumatherapie eingeführt mit dem Konzept des inneren Beobachters, der natürlich auch seine Wurzeln im Buddhismus hat. Die Fähigkeit, sich zu  beobachten, ist eine wichtiger Teil der Therapie von den Folgen einer toxischen Beziehung. Im Zen heißt es, „Wenn ich einen  Gedanken beobachten kann, bin ich mehr als dieser Gedanke“. Das gilt auch für Emotionen und den Körper…und laut Buddha, für die Geistesobjekte, also die Welt die wir mit unseren Sinnesorganen ständig neu erschaffen.

Achtsamkeit und toxische Beziehung

Achtsamkeit und der Umgang mit herausfordernden Emotionen

/Diese Achtsamkeit, also die Fähigkeit alles zu beobachten, distanziert uns von den Dingen, die wir beobachten. Also auch von als unangenehm und herausfordernd empfundenen Gefühlszuständen, die wir ja sowohl in toxischen Beziehungen erleben als auch bei Traumatisierungen und den Folgen davon. Über toxische Beziehungen, Trauma und die Folgen schreibe ich in einem anderen Blogartikel. Wir beobachten beispielsweise das Gefühl der emotionalen Abhängigkeit, wenn wir uns in einer toxischen Beziehung befinden. Wenn ich die emotionale Abhängigkeit beobachten kann, bin ich mehr als die emotionale Abhängigkeit. Ich werde nicht mehr überflutet von dem Gefühl der Abhängigkeit. Wenn ich sie beobachten kann, kann ich fragen, wer ist denn da so abhängig? Welches Bedürfnis steht dahinter? Somit kommen wir in den inneren Dialog. Innere Distanzierung und innerer Dialog sind grundlegenden Elemente einer Therapie und der Lösung aus einer toxischen Beziehung. Durch entsprechende Trancen vertieft und mit anderen Methoden erweitert, , erreicht man relativ schnell Erfolge bei der Therapie und Lösung aus einer toxischen Beziehung.

Jeder Drache verbirgt einen Schatz

Diesen schönen Satz las ich bei Pema Chödron, einer buddhistischen Nonne amerikanischer Herkunft, die sich nach einer toxischen Beziehung dem Buddhismus zugewandt hat. Was wäre denn, wenn sich hinter jeder als belastend empfundenen Emotion etwas schönes, starkes und positives befindet? Wie kommen wir den an den Schatz, den der Drache verbirgt? Nur durch Ruhe und Beobachtung. Nicht mit Kampf, denn der Drache ist stärker als wir. Kämpfen wir gegen die Angst, die Trauer, die Bedürftigkeit, den Schmerz, die Scham und die Schuld, so werden diese größer und überwältigen uns. Ziehen wir uns in unseren inneren Pavillon zurück und beobachten diese, erkennen wir vielleicht, dass sie gar nicht so schrecklich sind. Und dann können wir auf sie zugehen, mit ihnen sprechen, ihnen vielleicht helfen…Tun wir dieses mutig, ehrlich und reinen   Herzens, gibt der Drache seinen Schatz vielleicht frei…

Für weitergehend Interessierte hier ein Text des Zen Priesters und meines Lehrers Ryushu, bürgerlich Joaquin Salazar. Wir haben viele Jahre zusammen kleines Meditationszentrum in der Karibik betrieben.

Achtsamkeit und Trauma

Joaquin Salazar: Über Achtsamkeit

Joaquin Salazar...Ryushu

Die Beziehung zwischen der Welt um uns herum und unserem Geist war schon immer Gegenstand von Diskussionen und Staunen seitens der Menschen. Dies hat zu zahlreichen Denkschulen und Lehren über dieses mysteriöse Phänomen geführt, und wir sind noch immer nicht dem Rätsel auf den Grund gekommen.

Wir sind ein höheres Tier auf der Evolutionsleiter, dessen körperliche Eigenschaften und Gehirn ihm die Möglichkeit gegeben haben, einen denkenden Geist zu entwickeln, der Ideen, Urteile, Meinungen, einen handelnden Willen und eine Welt von Gefühlen, Emotionen und Impulsen hervorbringt, die einzigartig sind und nur teilweise auf Instinkten beruhen.

Wir sind „Individuen”, einzeln, wenn man so will, mit Initiative, Ideen, die mentale Pläne für Projekte sind, die wir durchführen werden, um unsere Aktivitäten und die Effizienz unserer Handlungen zu verbessern. Bis jetzt konnte kein anderes Tier, so „intelligent” es auch sein mag, mit dem „Homo sapiens” in diesen Fähigkeiten mithalten. Aus diesem Grund konnte der Sapiens ohne Konkurrenz den Planeten erobern und sich als dessen Herrscher etablieren.

 Trotz all seiner Erfolge ist derselbe „Homo” auch zu seinem größten Feind geworden, mit der ernsthaften Wahrscheinlichkeit, den Planeten selbst zu zerstören oder zumindest seinen Lebensraum auf ihm, indem er ihn unbewohnbar macht.

Was hat uns zu diesem Dilemma geführt? Kurz gesagt, seine Fähigkeit, die Daten zu verarbeiten, die ihm sein Bewusstsein liefert, deren Verarbeitung zu schlechten Entscheidungen führen kann – und auch geführt hat –, die auf vielfältigen Vorurteilen, Animositäten, Launen, Sehnsüchten usw. beruhen. Der „Homo“ hat sich zu einem launischen und kriegerischen Tier entwickelt.

Was führt uns dazu? Nun, die Entwicklung einer „Persönlichkeit”, die das Ergebnis unserer Wahrnehmung der Daten ist, die uns unser Bewusstsein liefert, der Sinnesfluss, der von den klassischen fünf Sinnen bereitgestellt wird: Sehen, Riechen, Schmecken, Tasten und Hören. Dies sind die „Schlüssel” zu unserem Kontakt mit der Welt und sie bestimmen unser Handeln. Während unserer Kindheit, die von den großen Philosophen der Pädagogik wie Piaget, Montessori usw. untersucht wurde, bauen wir unser gesamtes geistiges Gepäck auf, die sogenannte „Persönlichkeit”, mit der wir jeden Moment leben müssen und die insgesamt unser Handeln im Erwachsenenleben bestimmen kann.

Die Frage lautet: „Wie können wir als Erwachsene unsere sensorische und mentale Stabilität sowie eine Sichtweise ohne Verunreinigungen herstellen – oder vielleicht „wiederherstellen“?

Vor etwa dreitausend Jahren gab uns ein Denker, der angeblich aus Indien stammte, eine Antwort, vielleicht die einzige Antwort. Nach zahlreichen Versuchen mit den spirituellen Strömungen seiner Zeit kam dieser Denker zu dem Schluss, dass keine davon wirklich das Ziel erfüllte, unser Verhalten neu auszurichten,  um es vom Strudel unserer Begierden und Handlungen wegzuführen und auf unsere Ziele zu lenken, aufgrund der Gesamtheit der Veranlagungen und Ziele, die wir auf der Grundlage ausstrahlen, dass sie „uns gut tun“, „uns anziehen“ oder unsere Erwartungen an Wohlbefinden und Glück erfüllen.

Dieses „glücklich sein”, das ohne jegliche ethische oder moralische Definition formuliert wird, ist in den allermeisten Fällen das Instrument des Unglücks  und des Elends der Menschen.

Entweder wollen wir etwas, oder wir entfernen uns von etwas, das uns missfällt, wie es in der Literatur der damaligen Zeit definiert wird: „Wenn wir nicht haben, was wir wollen, leiden wir, wenn wir erreichen, was wir wollen, verlieren wir es unweigerlich”.

Es ist das Spiel der Elemente, die unser Verstand erworben hat, das uns ins Verderben führt. Was ist also die Antwort?

Verzweifelt auf der Suche nach einer Antwort setzte sich unser Freund einfach unter einen Baum und konzentrierte seinen Geist auf das, was um ihn herum geschah. Er machte seinen „Geist leer”, wie es jemand erfunden hat. Er richtete seinen inneren Blick auf das, was seine Sinne ihm mitteilten und was sein Geist ihm aus dem Kessel der über Jahre angesammelten Gefühle und Emotionen zuwarf.

Was der Geist ihm zuwarf, folgte er, ohne zu hinterfragen oder zu urteilen, ohne zu akzeptieren oder abzulehnen, einfach auf der Grundlage der Frage „Wer bin ich? Ich bin derjenige, der die Sicht auf das Gute oder Schlechte, Angenehme oder Unangenehme usw. wirft.

Dieser Mensch wandte „Achtsamkeit“ an, sich auf das zu konzentrieren, was in diesem Moment geschieht, das immer in der Vergangenheit liegt, denn wenn die Gegenwart unser Bewusstsein erreicht, ist sie bereits Vergangenheit. Die Gegenwart sehen wir nie.

Es heißt, dass sein Geist in dieser Nacht, bei Tagesanbruch, wieder Kontakt zu seiner ursprünglichen Reinheit aufnahm, losgelöst von den Ablagerungen eines Lebens, wie es am Anfang war.

Die Menschen gaben dieser Erfahrung eine religiöse Konnotation, die ihr nun, im 21. Jahrhundert, genommen wird. Aus östlicher Religiosität wurde sie als „Achtsamkeit” identifiziert, das volle Bewusstsein der Gegenwart des Augenblicks.

Eine Einschränkung: Die Methode erfordert Geduld, Hingabe und Disziplin, mit einem Hintergrund großer Spiritualität. Ohne diese Zutaten erreicht man nichts, es gibt keine Garantie außer unserer Hingabe.  Man sollte den Grund für diese Aktivität nicht hinterfragen, denn dann gibt einem der Verstand tausend Gründe, warum man sie nicht praktizieren sollte.

Es geht darum, sich das tägliche Sitzen und Konzentrieren zur Gewohnheit zu machen, damit der Verstand selbst zu unserem Lehrer wird und uns nicht mehr vorschreibt, was wir tun und wohin wir gehen sollen.

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Arne Salisch, Sandra Neurohr & Svenja Breitenbach

systemischer Coach und psychologische Beraterin

Heilpraktiker für Psychotherapie

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